Missa Bruxellensis
COMPANY OF MUSIC
CONCERTO STELLA MATUTINA
direttore, Johannes Hiemetsberger, Leitung
Programma
Claudio Monteverdi (1567-1643)
Beatus vir
Sonata sopra „Sancta Maria ora pro nobis“
Laudate pueri
Heinrich Ignaz Franz Biber (1696-1704 ca)
Missa Bruxellensis
Kyrie
Gloria
Credo
Sanctus
Agnus Dei
In collaborazione con/In Zusammenarbeit mit
Heinrich Ignaz Franz Biber, *12. August 1644 in Wartenberg, heute Stráž pod Ralskem, Tschechien, † 1. Mai 1704 in Salzburg; Hofkapellmeister, Komponist und Violinvirtuose.
Musikalische Ausbildung vermutlich in Reichenberg, Prag, Dresden und Wien bei Antonio Bertali und Johann Heinrich Schmelzer (Violine und Komposition), 1668 Mitglied der bischöflichen Kapelle zu Olmütz (Olomouc, Tschechien) und Kremsier (Kroměříž, Tschechien).
Unter ungeklärten Umständen verließ Biber 1670 seine Stellung, trat in die Dienste des Salzburger Erzbischofs Max Gandolf Graf Kuenburg, zunächst als Hofviolinist, und schrieb in dieser Funktion die Serenade à 5, die Battaglia, die Sonata S. Polycarpi à 9, die Pauernkirchfahrt, den Musikalischen Tafeldienst, an Kirchenwerken die Vesperae à 32 und die Missa Christi Resurgentis. Die berühmten Mysterien-Sonaten für Violine und Basso continuo dürften dagegen zum Teil bereits in Kremsier entstanden, doch erst in Salzburg kompiliert worden sein.
1677 wurde Biber mit der Neuorganisation des Kapellhauses betraut, 1678 zum Vizekapellmeister und schließlich 1684 zum Hofkapellmeister ernannt. In diesen Funktionen komponierte er für den Salzburger Hof Tafelmusik mit der Sammlung Mensa sonora, Kammer- und Kirchensonaten im Fidicinium Sacro-Profanum und als Gipfel der Geigenliteratur des 17. Jahrhunderts die Sonatae Violino Solo, die er vor Kaiser Leopold I. spielte.
Zur 1100-Jahr-Feier des Erzstiftes Salzburg schuf Biber mit großer Wahrscheinlichkeit jene 53-stimmige Messe, bekannt als Missa Salisburgensis, die bis in unsere Zeit Orazio Benevoli zugeschrieben worden war, dann jedoch von der Musikforschung als ein Werk von H.I.F. Biber erkannt wurde. Aus Bibers letzten Lebensjahren ist überwiegend Kirchenmusik erhalten, zwei Requiem-Kompositionen, Vespern, die Missa Alleluja, die Missa S. Henrici, die Missa ex B und die Missa Bruxellensis. 1690 wurde Biber von Kaiser Leopold I. in den Adelsstand erhoben. Noch zu seinen Lebzeiten wurde Biber vom Lexikografen Wolfgang Caspar Printz zu den berühmtesten Komponisten des 17. Jahrhunderts gezählt. Zweifellos ist Biber einer der wichtigsten Vertreter der Instrumentalmusik vor Bach.
Missa Bruxellensis
1969 veröffentlichte der Musikwissenschaftler Laurentius Feininger im Rahmen der Gesamtausgabe des römischen Komponisten Orazio Benevoli (1605 – 1672) die «Missa Bruxellensis 23 vocum». Er war auf die handschriftliche Partitur in der Bibliothèque Royale in Brüssel gestoßen. Die Bezeichnung «Bruxellensis» stammt von Feininger, ebenso die Zuschreibung an Benevoli, die aufgrund einer Beschriftung auf der Titelseite erfolgte. Schon kurze Zeit später stellte sich heraus, dass diese Aufschrift erst im 19. Jahrhundert angebracht worden war; das Werk wurde in der Folge aus stilistischen und technischen Gründen Heinrich Franz Biber zugeschrieben und auf die Jahre um 1700 datiert; es wäre somit ein Spätwerk, wenn nicht sogar die letzte Komposition von Biber. Das große Schwesterwerk der Missa Bruxellensis, die 54-stimmige Missa Salisburgensis, war schon im 19. Jahrhundert in Salzburg entdeckt und aus ähnlichen Gründen als ein Werk von Benevoli veröffentlicht worden. Erst 1977 erfolgte die heute allgemein anerkannte Zuschreibung an Biber. Diese Messe wurde 1682 anlässlich der Feierlichkeiten zum 1000-jährigen Jubiläum der Gründung des Erzstifts Salzburg durch St. Rupert im Salzburger Dom aufgeführt, und zwar mit allem Aufwand und Pomp, der überhaupt denkbar war – zu Ehren Gottes und zur glanzvollen Selbstdarstellung des Erzbischofs. Für die an Umfang und Aufwand vergleichbare Missa Bruxellensis muss es einen ähnlichen Anlass gegeben haben; man neigt heute dazu, ihn in der Errichtung des Ruperti-Ritter-Ordens zu sehen, der am 15. November 1701 in der Domkirche mit einer Festmesse gestiftet wurde. Für beide Messen wurden alle Sänger und Instrumentalisten eingesetzt, die am sehr gut bestückten Salzburger Hof vorhanden waren. Der Komponist sah eine große Zahl von Einzelstimmen (vokal und instrumental) vor, die im Salzburger Dom als Chöre an verschiedenen Orten aufgestellt waren und eine Klangwirkung erzeugen konnten, die einmalig war.
Die Besetzung der Missa Bruxellensis umfasst Doppelchor, vier Trompeten, zwei Kornetts (Zinken), drei Posaunen, zwei Violinen, drei Violen, Pauken und Basso continuo.
Auf dem Stich von Melchior Küsel sind namentlich die auf den Vierungsbalkonen spielenden Musiker deutlich zu erkennen.
Ausführende:
Die Company of Music wurde 2002 von Johannes Hiemetsberger gegründet, der mit seinen professionellen Sängerinnen und Sängern ein Repertoire von enormer stilistischer Bandbreite erarbeitet: Dieses reicht von Werken des 15.Jahrhunderts (Ockeghem, Lassus) über barocke Meilensteine wie Johann Sebastian Bach`s Motetten, Kantaten und der h-moll-Messe, über klassische Moderne ( György Ligeti`s Lux aeterna oder Friedrich Cerha`s „Verzeichnis“ oder Pierre Boulez´ „Cummings ist der Dichter“ bis hin zu Jazz und Pop, zum Beispiel als Street Choir in Leonard Bernsteins „Mass“( Gesamteinspielung bei CHANDOS). Als wesentlicher Angelpunkt im Repertoire der Company of Music gilt jedoch die Pflege aktueller Musik: Ur-und Erstaufführungen sind fixe Bestandteile der zumeist thematischen und stilistisch breitgespannten Programmkonzepte. Unter Einbeziehung anderer Kunstsparten wie Lesung, Film und Performance soll ein aktiver Dialog über Kunst im hier und vom Heute gesucht und gepflegt werden. Außerhalb der musikalischen Heimat im Wiener Konzerthaus tritt die Company of music regelmässig beim Festival Wien Modern auf und in ganz Österreich (u.a. Brucknerhaus Linz, Internaionale Barocktage Melk, Musikverein Wien) , in der Elbphilharmonie Hamburg, der Philharmonie Luxemburg, beim Intern.Kirchenmusik Festival Schwäbisch Gmünd (D), beim Festival Milano Musica Italien, Mit dem Festival wien modern verbindet die Company.
Seit seiner Gründung im Jahr 2005 hat sich das Vorarlberger Barockorchester Concerto Stella Matutina – kurz CSM – einen fixen Platz in der Reihe der führenden Originalklang-Ensembles Österreichs erspielt. Aus der Kulturszene des länderübergreifenden Bodenseeraumes ist CSM nicht mehr wegzudenken. Künstlerischer Nabel ist die höchst erfolgreiche Abo-Reihe im Kulturzentrum AMBACH in Götzis, wo eine treue Zuhörerschaft im ausverkauften Saal besonders die Vielfalt und Einzigartigkeit der Konzerte zu schätzen weiß. So sind seit 2008 über 50 (Stand 2018) verschiedene Programme abseits des Mainstreams entstanden, die zum Teil vom Ensemble selbst, oder zusammen mit interessanten Gästen der Alte-Musik-Szene erarbeitet werden, wie Alfredo Bernardini, Rolf Lislevand, Christophe Coin, Erich Höbarth, Hiro Kurosaki und vielen anderen. Gastspiele führten das Ensemble durch Österreich und das angrenzende Ausland zu vielen renommierten Festivals wie den Internationalen Barocktagen Stift Melk, Jeunesse Wien, Abendmusik Innsbruck, Origen Festival Graubünden (CH), Rheingau Festival, Bodenseefestival, Festival Brixner Initiative Musik und Kirche etc. Stella Matutina ist der Name des ehemaligen Jesuitenkollegs in Feldkirch, dessen Gebäude seit 1977 das Landeskonservatorium für Vorarlberg beherbergt. Für die meisten Mitglieder des CSM war dieser Ort der Beginn ihrer musikalischen Profi-Karriere. Manche sind inzwischen sogar als Lehrende hierher zurückgekehrt. Diese gemeinsamen prägenden Lehrjahre in der zum Teil jahrzehntealte Kollegen- und Freundschaften entstanden, bilden einen gesunden Nährboden für die fruchtbare Arbeit bei CSM.
Johannes Hiemetsberger, Leitung Hiemetsberger ist Gründer und künstlerischer Leiter des Chorus sine nomine und der Company of Music sowie zahlreicher Jugendchorinitiativen. Als Dirigent regelmäßige Zusammenarbeit mit Orchestern wie der Wiener Akademie, dem L´Orfeo Barockorchester, der Camerata Salzburg, dem Ensemble „die reihe“ sowie dem NDR Chor Hamburg, dem Chor des Bayerischen Rundfunks, der Sociedad de Coral de Bilbao und anderen. Johannes Hiemetsberger gastiert regelmäßig im Wiener Konzerthaus, im Musikverein, bei der Musikalischen Jugend Österreichs (Jeunesse), den Salzburger Festspielen Pfingsten&Barock, der styriarte, dem Internationalen Brucknerfest in Linz sowie dem Festival Wien Modern sowie Milano Musica, dem Ravenna Festival und anderen. Johannes Hiemetsberger erhielt seine musikalische Ausbildung am Brucknerkonservatorium Linz (Trompete), an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien (Musikpädagogik, Chorleitung bei Johannes Prinz und Herwig Reiter) sowie am Konservatorium der Stadt Wien (Dirigieren bei Georg Mark sowie Alte Musik). Er ist Preisträger des Erwin–Ortner–Fonds sowie des Ferdinand Grossman Preises.